Meta-Kritik am Subreddit

Hallo zusammen,

gleich der Disclaimer vorneweg: Ich lurke in diesem Sub schon seit einiger Zeit, aber jetzt auch nicht regelmäßig – in den vergangenen Wochen durch die Alicia-Joe-Thematik wieder etwas öfter. Es kann also sein, dass meine Sicht dadurch etwas verzerrt ist. Auch habe ich schon öfter hier gepostet, aber ich lösche meine History regelmäßig. Außerdem möchte ich mit meinem Post niemanden persönlich angreifen, sondern nur anhand von Beispielen meine Meinung erklären. Besonders bei diesen Streitthemen möchte ich nicht darauf eingehen, wer recht hat und wer unrecht hat, denn das ist für diesen Post relativ unwichtig. Und: Ich habe den Post selbst verfasst, ihn dann Chat-GPT den Text strukturieren und die Grammatik und Rechtschreibung verbessern lassen.

Meine Beobachtung:

Dieser Sub wird hauptsächlich von Menschen besucht und gefüttert, die sich selbst wohl folgende Attribute zuschreiben würden: aufgeklärt, tolerant, links, inklusiv, reflektiert, weltoffen (die Liste kann ergänzt werden). Ich bin mir sicher, dass das auf die meisten hier zutrifft – und genau deshalb bin ich auch immer wieder hier. Leider habe ich aber immer wieder beobachtet, wie sehr der Bubble-Effekt hier zuschlägt und die Leute dann genau ins Gegenteil abdriften. Das möchte ich kurz anhand der Aufarbeitung des Alicia-Joe-Dramas (angefangen bei ihrem Video über Staiy bis hin zu Traymonds Video inklusive Reactions anderer Creator) darlegen.

Kleiner Disclaimer: Ich persönlich schaue ihre Videos gerne, aber es gibt genug Beispiele, wo der Inhalt zu kritisieren ist. Ich weiß, dass Alicia Joe in diesem Sub extrem unbeliebt ist. Meiner Beobachtung nach liegt das jedoch nicht daran, dass sie regelmäßig Unsinn redet oder Hass und Hetze verbreitet, sondern daran, dass sie vereinzelte Videos veröffentlicht hat, in denen sie ihre Meinung kundtut – eine Meinung, die nicht mit der der User hier übereinstimmt. Natürlich kann man Leute aufgrund ihrer Meinung unsympathisch finden. Aber seien wir ehrlich: Wenn man Alicia Joes Grundwerte mit denen des durchschnittlichen Nutzers hier vergleicht, wird die Überlappung sehr groß sein. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass Alicia Joe hier mehr gehasst wird als eine Alice Weidel.

Und damit komme ich zum eigentlichen Punkt: Hier haben so viele Leute Hass auf einzelne Personen, die grundsätzlich keine schlechten Menschen sind, nur weil sie in einzelnen Punkten eine andere Meinung haben. Das finde ich sehr schade, denn eine Demokratie braucht Meinungsvielfalt. Und nein, ich rede nicht davon, dass Rassismus toleriert werden muss (siehe Toleranz-Paradoxon). Ich bin der Meinung, dass der konstruktive Austausch verschiedener Meinungen die Demokratie festigt und die Gesellschaft weiterbringt. Wenn Menschen mit gleichen Grundwerten zum Feind erklärt werden, stärkt das meiner Meinung nach nur die Feinde der Demokratie.

Kurze Zusammenfassung des Punktes: Geht mit good faith in Diskussionen und seid nicht sofort ablehnend gegenüber Menschen, die in einzelnen Punkten eine andere Meinung haben als ihr. Auch ein „Agree to Disagree“ ist ein möglicher Ausgang einer Diskussion.

Das bloße Nachplappern von Influencer-Meinungen:

Ich weiß, dass viele Staiy-Zuschauer und Poster von r/Staiy auch hier unterwegs sind. Auch die Creator, die in Traymonds Video zu sehen sind, sind hier zumindest gern gesehen. Wenn man sich jetzt zum Beispiel den Thread zu besagtem Video anschaut, wird betont, wie stark und sachlich die Kritik an Alicia Joe ist – ohne dass sich wirklich mit dem Gesagten auseinandergesetzt wird. Ich möchte jetzt gar nicht alle Kritikpunkte an Traymonds Video aufzählen, das ist auch nicht der Sinn, aber dass selbst der Ersteller drei Minuten aus dem Video nachträglich geschnitten hat, weil der Inhalt schlicht falsch war, zeigt meiner Meinung nach, dass das Video doch nicht so stark war. Trotzdem wird es hier in den Himmel gelobt. Ich bin mir relativ sicher, dass das größtenteils daran liegt, dass
A) Traymond und seine Entourage hier beliebt sind und
B) das Ziel – Alicia Joe – hier unbeliebt ist.

Wie schon erwähnt, sind wir alle biased und haben unsere Favoriten. Ich habe hier jedoch das Gefühl, dass das Schubladendenken so stark ist, dass kein konstruktiver Diskurs mehr möglich ist.

Das Schwarz-Weiß-Denken:

Der eigentliche Stein des Anstoßes war ein Thread, der leider von den Moderatoren bereits entfernt wurde. In diesem hatte OP gefragt, ob der YouTuber Imp gefährlich oder nur ein Troll sei, weil er sich immer wieder schützend vor Alicia Joe gestellt hat. OP hatte dabei noch kein eigenes Video von Imp gesehen, wollte aber die Einschätzung der Bubble hier nutzen, um Imp als „gut“ oder „böse“ einstufen zu können.

Mal abgesehen davon, dass ich es nicht gut finde, seine Meinung nur aus Sekundärquellen zu beziehen (und erst recht nicht aus einem biased Subreddit), ist schon die Fragestellung problematisch. Menschen in „gut“ und „böse“ einzuteilen, halte ich für absolut falsch. Die Welt ist nicht schwarz und weiß, Menschen sind nicht einfach nur gut oder böse, und Meinungen sind nicht nur richtig oder falsch.

Fazit:

Was will ich eigentlich sagen?

Ich habe das Gefühl, dass hier viele Leute anderen vorwerfen, die Gesellschaft zu spalten, Hass zu verbreiten und Vorurteile zu schüren – und dabei genau dasselbe tun. Nur trifft es aus ihrer Sicht „die Richtigen“. Das finde ich schade.

Ich möchte zu einem offenen Diskurs mit einer good faith-Herangehensweise aufrufen. Wenn man glaubt, dass der andere ohnehin nur schlechte Intentionen hat, dann braucht man gar nicht erst zu diskutieren. Geht mit anderen so um, wie ihr euch wünscht, dass mit euch umgegangen wird. Teilt die Welt nicht in Schwarz und Weiß ein, sondern sucht erst die Gemeinsamkeiten und diskutiert dann konstruktiv über die Nuancen, in denen es Differenzen gibt.